Wie viel Zeit investierst du in die Kommunalpolitik?

Ich könnte das ja nicht aufbringen…

Im Freundeskreis werde ich spätestens seit meiner Wahl immer wieder gefragt, wie viel Zeit die Politik eigentlich “frisst”. Denn eigentlich stimmt ja, dass man sich auch selbst engagieren könnte anstatt nur rumzumeckern und alles besser zu wissen. Aber bei der Frage tu ich mich total schwer. Denn sie ist total individuell und ich mag gar nicht sagen, wie viel Zeit ich investiere. Denn was man bei mir bedenken muss: Ich bin die Fraktionssprecherin. Ich muss quasi von allem Kenntnis haben. Es wird verlangt, dass ich zumindest oberflächig in den Themen drin bin. Dass ich weiß, wo was abgeht. Ich koordiniere die Fraktionssitzungen, bereite diese vor. Habe im Blick welche Termine und Ausschüsse als nächstes Anstehen. Ich koordiniere auch ein Stück weit den Ersatz für Sitzungen, wenn jemand nicht kann. Und ich bin das Sprachrohr zwischen der Stadt und der Fraktion. Bei mir als Fraktionssprecherin geht also deutlich mehr Zeit drauf, als bei z.B. einem sachkundigen Bürger. Außerdem wird bei mir als Fraktionssprecherin indirekt verlangt, dass ich bei bestimmten Terminen anwesend bin. Zwischen den Herbstferien und den Winterferien druppeln sich so die Termine eng, an eng.

Meine Aufgaben und der Zeitaufwand

  • 1. Fraktionssitzung, ca. 2 Stunden: Wir haben einmal in der Woche Fraktionssitzungen. Angesetzt ist von 20 Uhr bis maximal 22 Uhr. Meistens bekommen wir das gut hin. Wenn mehr Termine sind, kann es sein, dass wir auch kurzfristig eine Sitzung dazu schieben. Ich als Fraktionssprecherin bin ziemlich in jeder Sitzung dabei. Ansonsten ist es zumindest wichtig, wer in den nächsten Sitzungen dabei ist, damit die Sitzungen gut vorbereitet werden können.
  • 2. Vorbereitung Fraktionssitzung, ca. 1 Stunde: Jede Woche stelle ich die Fraktionssitzung zusammen. Bedeutet, dass ich die Tagesordnung zusammenstelle. Diese setzt sich aus den nächsten und vergangenen Sitzungen zusammen. Wenn “Luft” da ist, dann schieben wir auch allgemeine Themen ein. Bei der Erstellung gebe ich mir Mühe und stelle auch direkt die Links aus unserem Bürgerinfo Portal mit dazu, damit man direkt bei der entsprechenden Sitzung einsteigen kann, ohne dass die Informationen lange gesucht werden müssen.
  • 3. Vorbereitung von Ausschusssitzung, ca. 2 Stunden: Es sind Ratsmitglieder und Sachkundige Bürger (je nach Sitzverteilung) in den Ausschüssen. Ich bin insgesamt in 4 Ausschüssen (einer findet aber nur bei Wahlen statt). Dazu kommt der Rat der Stadt. Um in den Ausschüssen mitzureden und die Sachverhalte zu verstehen, müssen die Sitzungsvorlagen durchgearbeitet werden.
  • 4. Ausschusssitzungen und Rat der Stadt, ca. 2 Stunden: Alle Ausschüsse tagen bei uns ungefähr im 4-6 Wochen Rhythmus. Es sind dann (abgesehen von den Ferien) ungefähr 2 Sitzungen pro Woche. Die Sitzungen gehen bei uns von etwa 18 Uhr bis angepeilt 20 Uhr. Es kommt drauf an, ob man Mitglied in dem Ausschuss ist oder für jemanden einspringt. Es kann sein, dass für einen selbst eine “freie” Woche ist.
  • 5. Interfraktionelle Gespräche, je nach Bedarf: Je nach Situation kann es sein, dass es interfraktionelle Gespräche mit Leuten aus den anderen Parteien gibt. Oder mit Vertretern der Stadt.

Ich würde schätzen, dass es in meinem Fall ca. 7-10 Stunden im Durchschnitt pro Woche sind. Ich habe es jetzt nur Überschlagen und tendenziell ist es eher mehr. Denn ich habe keine Social Media Themen mit rein gerechnet oder Pressemitteilungen oder Termine des Ortsverbandes, des Kreisverbandes…

Auch mit wenig Zeit bist Du ein Mehrwert!

Ich bin mir sicher, dass es den einen oder anderen Abschrecken kann, was ich hier aufzähle. Aber ich möchte nochmal dazu sagen: Ich bin Fraktionssprecherin und quasi die koordinierende Stelle der Fraktion. Wenn du Interesse hast dich zu engagieren, dann tu es. Denn jede:r entscheidet selbst, wie viel Zeit/ Kapazität eingebracht wird. Als sachkundiger Bürger zum Beispiel kann man auch für ein Ausschuss tätig sein. Der tagt dann alle 4-6 Wochen. Oder man ist als interessierter Bürger bei einer Partei aktiv und gibt Gesprächs- und Diskussionsimpulse.

Wer sich gerne beteiligen möchte kann vermutlich in jeder Partei die Arbeit investieren, die er bzw. sie gerade investieren kann. Das ganze ist ein Ehrenamt und vermutlich wird jede:r tolerieren, wenn man auch wenig Zeit investieren kann.

Hier findest du weitere Erfahrungen anderer Kommunalpolitiker:innen

Christine Finke von Mama Arbeitet

Janine Schneider von Wolkenguckerin

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